Drei Borgschüler/innen berichten vom Donaufestival Krems 2011

Das Donaufestival verwandelt Krems jedes Jahr aufs Neue. Nicht nur in Kunsthalle, Stadtsaal und den Österreichhallen ist die Luft mit Kreativität erfüllt. Überall spürt man die „NODES, ROOTS & SHOOTS“. Beginnen wir im grünen Herzen der Stadt. Lies man sich am letzten Wochenende mit vielen anderen Festivalbesuchern, aber auch Künstlern, im Stadtpark die Sonne auf den Bauch scheinen, war die Gefahr groß dass man von ein paar netten Damen eingeladen wurde, sich von ihnen entführen zu lassen. Fand man sich zur vereinbarten Zeit am Treffpunkt ein, wurde man von einer der besagten Damen zu einem Container begleitet. Schnell noch Schuhe und Socken ausziehen und schon ging es ohne viele Anweisungen rein in den Container. Für den Fall, dass ihr selbst einmal die Möglichkeit habt, diese interaktive Performance-Installation zu bewundern, möchten wir nicht zu viel verraten. Nur so viel: Mit „Dein Reich komme“ macht der Holländer Dries Verhoeven seinem Namen alle Ehre. Es ist ein Spiel mit der Psyche der Menschen und dem Verhältnis zwischen Mann und Frau. Faszinierend!

Nur ein paar Meter weiter dientdas ehemalige Elektrogeschäft Gantner als Schauplatz für einige Happening- und Performanceprojekte, die von der Vienna Art Foundation veranstaltet werden. Eröffnet wurde dieser von Ludwig Kittinger und Fernando Mesquitas. Aus einem Berg Paprikapulver und einer Wand mit einer „Tapete“ aus Rollrasen, schufen sie den Hintergrund für die kommenden Ereignisse in dem kleinen, für Zuschauer begehbaren, Raum mit Glasfront. Kittinger mähte den Rasen, während Mesquitas mit Leim und Paprikapulver eine andere Wand einfärbte. Die tiefere Bedeutung dieser ungewöhnlichen Umgestaltungsaktion erklärte uns die deutschsprachige Hälfte des Künstlerduos selbst. Da die Naturprodukte während des gesamten Festivals den Raum schmücken, werden sie sich voraussichtlich verändern: das Gras vertrocknet und wird braun, das Paprikapulver gräulich oder bröckelt von der Mauer herab. Ausserdem spiegelt es den Geist des Donaufestivals wieder, die Verbindung verschiedener Werke von verschiedenen Künstlern, und außerdem natürlich das diesjährige Thema: Knospen, Wurzeln und Triebe.

Auch Albert Mayr, versuchte mit seiner Performance-Skulptur Elemente des Donaufestivals zu verbinden: Musik und Installationen. Lärm drang aus dem ehemaligen Elektrogeschäft, elektronischer Lärm. Vielleicht eine Anspielung auf Musik? Wagte man einen Blick hinein konnte man einen Mann mit blonder Perücke vor einem Pult dabei beobachten, wie er einen DJ bei seiner Arbeit imitierte und kurz danach begann sein Equipment zu zerlegen. Seine Bewegungen waren genau wie die Töne, die er produzierte, satirisch. Eine Parodie auf das Genre der Technomusik? Wir fanden sie gelungen!

Im Nachbargebäude, der Galerie Stadtpark, ereilten einen sogleich seltsame Geräusche die ein wenig nach Frauenstimmen klangen. Ein „hmmm“, ein „gööörl“, ein „excuse“ - zumindest klangen diese „Wörter“ danach. Kaum hatte man den Raum, in dem diese seltsame Geräuschkulisse ihren Ausgang fand, betreten, sah man einen Film der in Endlosschleife abgespielt wurde. Zunächst waren 15 dunkelhäutige Frauen auf einer Bühne zu sehen, die „typisch weibliche“ Mimik und Gestik vorzeigten. Vor ihnen stand der Künstler selbst, Rashaad Newsome, als Dirigent, einen Wii-controller als Taktstock in der Hand haltend. Mit diesem nahm er die Frauen auf und spielte ihre Stimmen immer wieder ab, wodurch ein eindrucksvolles Geräuschgebilde entstand. Darauf folgte eine Filmsequenz in der Ausschnitte eines sehr femininen Körpers zu sehen waren. Zarte Schultern, große, stark geschminkte Augen, ein einfaches Kleid. Die Bewegungen waren überdies ebenfalls alles andere als männlich. Erst gegen Ende des kurzen Filmes, als man diese anfangs so weiblich wirkende Person als ganzes auf dem Bildschirm erkannte, merkte man, dass man getäuscht wurde: siehe da, es war ein Mann!

Weiter geht es durch den Stadtpark Richtung Stadtsaal. Von weitem hörten wir eine Blasmusikkapelle, nicht zu ungewöhnlich im ländlichen Krems, dachten wir. Doch als wir sahen von welchen Gestalten die Stadtkapelle begleitet wurde, wussten wir dass uns das Donaufestival einmal mehr überraschte. Angeführt von einem ''Hasen'' spielten die Kremser, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Ein Alufolienmännchen, gefüllt mit Zucker, getragen von einigen schrägen Gestalten, folgte ihnen. Abgerundet wurde das ganze mit einem vermummten Kapuzenmann, der seine Fahne im Takt der Musik schwang.

Näherte man sich Abends dem Hauptgebäude, hörte man schon von weitem Musik. Die Künstler der Gruppe „New Black“ machten vor dem Eingang des Stadtsaals richtig Stimmung. Wollte man zur Kasse oder in die Österreichhallen, war es schon einmal gut möglich, dass einem ein Mikrofon ins Gesicht gehalten wurde, oder sie einen in ihren rhythmischen Tanz miteinbezogen. Drinnen ging es ein klein wenig ruhiger zu. Ein Mann der Tanzgruppe erzählte von der afrikanischen Kultur, besonders ihren Tänzen, und dem Bild, dass die westliche Welt davon hat. Auch Themen, wie die doppelte Demokratie, wurden angesprochen. Gleichzeitig zeigte er die besagten Tänze, während sein Dolmetscher aus dem Französischen übersetzte und sich ebenfalls als Tänzer versuchte, besser gesagt imitierte er ihn auf humorvolle Weise.

Zu guter letzt wollen wir noch über DJ Smallcock‘s Vinyl Rally berichten. Was wir uns davon erwartet hatten? Einen musikverrücktes, kleines Federvieh, dass Schallplatten abspielt oder eine Rätsel-Rally mit Fragen rund um die schwarzen Scheiben? Alles mögliche wäre uns dazu eingefallen, nur dass nicht. Ein riesiges, außen hölzernes Gebilde füllt die gesamte Halle 3. Es erinnert an eine kleine Rennstrecke. Tritt man näher erkennt man womit die Fahrbahn „gepflastert“ wurde, alte Schallplatten. Durch diese Wunderwelt sah man ab und zu ein ferngesteuertes Auto flitzen. Wer besonders mutig war, konnte in einem ausrangierten Spielhallen-Rennauto platz nehmen und damit das kleinere Gefährt durch die Vinylbahn manövrieren. Wir kamen aus dem staunen gar nicht heraus.

Erschöpft von den vielen Eindrücken und Erfahrungen der letzten Tage werden wir uns jetzt unsere neuen Donaufestival T-shirts, aus 100% Biobaumwolle, überziehen und damit vorfreudig auf ein weiteres interessantes Festivalwochenende im Jahr 2012 warten.

Melanie Ballieul, Lisa Makoschitz und Maximillian Sommer